Stellen wir uns hin vor die jungfräulich
gedachte Mutter mit dem Christus im Schoss, und sprechen wir
es dann aus: Wer heilig empfinden kann diesem Bilde gegenüber,
der empfindet ähnlich dem Gral gegenüber. Alle anderen
Lichter, alle anderen Götter überstrahlt die heilige
Schale, die jetzt von dem Christus berührte Mondenmutter,
die neue Eva, die Trägerin des Sonnengeistes Christus.
Das "Was" bedenke, mehr bedenke "Wie"!
Und schauen wir hinein in die Seele Parsivals, wie er, hinausreitend
aus der Gralsburg das Bild der Braut und des Bräutigams
hat, das ihn in Zusammenhang bringt mit den unterbewussten
Christuskräften; schauen wir hin, wie der Klausner zur
Osterzeit, wo das Bild des Gral durch Sternenschrift an den
Himmel geschrieben sein muss, seine unschuldige Seele unterrichtet;
verfolgen wir ihn wie er hinreitet - ich habe ausrücklich
gestern betont - durch Tag und Nacht - bei Tag die Natur anschauend,
bei Nacht oftmals vor sich habend das Himmelszeichen des heiligen
Gral -, wie er hinreitet, vor sich die Mondessichel goldglänzend
mit der Oblate, mit dem Christusgeist, dem Sonnengeist darinnen;
schauen wir, wie er vorbereitet wird auf seinem Weg, durch
den Zusammenklang des Bildes der jungfräulichen Mutter
mit dem Bräutigam-Sohn und des Zeichens der Himmelsschrift,
zu verstehen das Geheimnis vom heiligen Gral; schauen wir,
wie in seiner Seele zusammenwirkt das, was die Geschicke der
Erde durchdrungen hat als der Christusimpuls, mit der zu erneuernden
Sternenschrift; schauen wir, wie verwandt alles ist, was durchchristet
ist, mit den Sternenkräften... er musste, da er zur Saturnzeit
hat eintreten müssen, auch die Wunden desjenigen Stärker
brennen machen, der nicht in der richtigen Weise am Gral verweilte,
des Amfortas.
Das "Was" bedenke,
mehr bedenke "Wie"! Denn nicht darum handelt es
sich, dass wir solche Dinge mit diesen Worten, die ich jetzt
gebraucht habe, oder mit anderen Worten charakterisierten.
Dem Gral nähert man sich niemals ganz mit irgendwelchen
Worten oder gar mit philosophischer Spekulation.
Dem Gral nähert man sich, wenn man vermag alle diese Worte
in Empfindung zu verwandeln, und wenn man eben zu empfinden vermag,
dass man die Summe alles Heiligen an diesem heiligen Gral zu fühlen
hat: dass man zu fühlen hat den Zusammenfluss dessen, was herübergekommen
ist vom Mond, was erst auftrat in der Erdenmutter Eva, dann erneuert
erscheint in der jungfräulichen Mutter, was Erdenherr geworden
ist im Jahvegott, was als neuer Erdenherr erscheint in dem Christuswesen,
das in der Erdenaura sich ergossen hat. Man fühlt den Zusammenfluss
desjenigen, was nun aus den Sternen herunterwirkt, durch die Sternenschrift
symbolisiert, mit dieser Irdischen Entwickelung der Menschheit.
Wenn man das alles in Betracht zieht, und es dann durchfühlt
als den Zusammenklang der Menschheitsgeschichte mit der Sternenschrift,
dann begreift man auch das Geheimnis, das ausgedrückt werden
soll mit den Worten, die ja dem Parsival anvertraut worden sind,
die in der Sage nachklingen: dass jedesmal, wenn ein Gralskönig,
ein wirklich berufener Hüter des Grals stirbt, auf dem heiligen
Gral der Name seines würdigen Nachfolgers erscheint. Da soll
er gelesen werden, das heisst aufgefordert werden dazu, die Sternenschrift
in neuer Gestalt wieder lesen zu lernen.
Versuchen wir, diese Sternenschrift in
neuer Gestalt wieder lesen zu lernen; versuchen wir es,
sie so lesen zu lernen, wie sie uns jetzt gegeben werden muss. Denn
im Grunde ist es nichts anderes als ein Lesen der Sternenschrift,
wenn wir versuchen, uns die menschliche Evolution in Saturn-, Sonnen-,
Mond-, Erden- bis zur Vulkanentwickelung auseinanderzulegen. Aber
erkennen müssen wir, in welchen Zusammenhängen wir die
Sternenschrift in unserer Zeit entziffern wollen. Machen wir uns
dessen würdig! Denn nicht umsonst ist erzählt, dass der
Gral zunächst wiederum hinweggetragen worden ist von seinem
Ort, dass er für die nächste Zeit nicht äusserlich
wahrnehmbar war. Betrachten wir es als ein erneutes Suchen
nach dem Gral.