Verfolgen wir
jetzt die Erde weiter im Jahreslauf. Verfolgen wir die
Erde bis in die Zeit, in der wir eben jetzt stehen.
Verfolgen wir die Erde ungefähr bis zu der Zeit
der Frühlingssonnenwende, bis zum Ende des März.
Da müssen wir schematisch die Sache so zeichnen:
Die Erde (siehe Schema, rot) hat eben ausgeatmet; die
Seele ist noch halb in der Erde, aber die Erde hat die
Seele ausgeatmet, die flutenden Seelenkräfte der
Erde ergiessen sich in den Kosmos hinaus. Ist nun die
Kraft des Christus-Impulses seit dem Dezember innig
mit der Erde verbunden, mit dem Seelischen der Erde,
dann finden wir jetzt, wie dieser Christus-Impuls mit
dem hinausflutenden Seelischen die Erde zu umstrahlen
beginnt (Pfeile).
Dem, was da
als durch-christetes Erdenseelisches in den geistigen
kosmischen Raum hinausströmt, dem muss aber jetzt
begegnen die Kraft des Sonnenlichtes selber. Und die
Vorstellung entsteht: Jetzt beginnt der Christus, der
sich mit der Erde seelisch im Dezember zurückgezogen
hat in das Erdeninnere, um isoliert zu sein von den
kosmischen Einflüssen, mit der Ausatmung der Erde
selber seine Kräfte hinausatmen zu lassen, sie
hinzureichen zum Empfange des Sonnenhaften, das ihm
entgegenstrahlt. Und wir erlangen eine richtige schematische
Zeichnung, wenn wir nun das Sonnenhafte als dasjenige,
was sich mit der von der Erde ausstrahlenden Christus-Kraft
vereinigt, also zeichnen (gelb):
Der Christus beginnt mit dem Sonnenhaften zusammenzuwirken
zur Osterzeit. Die Osterzeit fällt daher in die
Zeit der Ausatmung der Erde. Aber es darf dasjenige,
was da geschieht, nicht bezogen werden auf das zurückflutende
Mondenlicht, sondern auf das Sonnenhafte.
Dem entstammt die Festlegung der Osterzeit am ersten
Sonntag nach dem Frühlingsvollmonde, nach dem Vollmonde,
der nach der Frühlingssonnenwende kommt. Und der
Mensch müsste, solches empfindend, gegenüber
der Osterzeit sagen: Habe ich mich mit der Kraft des
Christus vereinigt, so flutet auch meine Seele mit der
Ausatmungskraft der Erdenseele hinaus in die kosmischen
Weiten und empfängt die Sonnenkraft, die der Christus
von der Erde jetzt ebenso zuführt den Menschenseelen,
wie er sie vor dem Mysterium von Golgatha diesen Menschenseelen
vom Kosmos herein zugeführt hat.
Damit tritt
aber noch etwas anderes ein. Wenn in denjenigen Zeiten,
in denen das Wichtigste auf der Erde auf das flutende
Mondenlicht bezogen wurde, Feste festgesetzt wurden,
dann wurden sie rein festgesetzt nach dem, was man im
Räume beobachten konnte: wie der Mond stand zu
den Sternen. Man entzifferte den Sinn, den der Logos
in den Raum hineingeschrieben hatte, um Feste festzusetzen.
Wenn Sie sich die Festsetzung des Osterfestes, wie wir
es jetzt haben, ansehen, so werden Sie sehen, die Raumesfestsetzung
geht bis zu einem gewissen Punkte, bis zu dem Punkte,
an dem man sagen kann: Es ist der Vollmond nach Frühlingsbeginn.
- Bis daher alles raumhaft. Jetzt aber fällt man
aus dem Raum heraus: Sonntag nach dem Frühlingsvollmond,
Sonntag, wie er nicht räumlich festgesetzt wird,
wie er im Zyklus des Jahreskreislaufes festgesetzt wird,
wie sich im Zyklus der Wochentage immer folgen Saturntag,
Sonntag, Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag,
Saturntag und so weiter, immer im Kreislauf. Jetzt tritt
man aus dem Raum heraus, indem man von der räumlichen
Festsetzung der Mondenkonstellation zu dem reinen zeitlichen
Verlaufe im Jahreszyklus der Sonntage übergeht.
Das war das weitere, das man in den alten Mysterien
empfunden hat: dass die alten Feststellungen also auf
den kosmischen Raum bezogen wurden und dass man mit
dem Mysterium von Golgatha herausging aus dem kosmischen
Raum in die Zeit, die selber nicht mehr auf den kosmischen
Raum bezogen wurde. Man riss gewissermassen das, was
man auf den Geist bezog, vom reinen Räumlichen
hinweg. Es war ein gewaltiger Ruck der Menschheit nach
dem Geiste.
Pfingsten
(Rudolf
Steiner 1904)
Der
Zusammenhang des Pfingstfestes mit dem Gang der Menschheitsentwickelung
gemäss einem Manuskript der Vatikanischen Bibliothek
und des Grafen von Saint-Germain. Die zwei grossen Weltanschauungsströmungen
in der fünften Wurzelrasse: die ägyptischindisch-südeuropäische,
beruhend auf der Intuition der Devas; die persisch-germanische,
beruhend auf der Intuition der Asuras. Gegensatz dieser
beiden Strömungen. Der Beginn der Reinkarnation
des Menschen in der lemurischen Zeit und damit zusammenhängende
Ereignisse. Der Sündenfall als Bedingung zum Erringen
der Freiheit. Prometheus als Repräsentant des nach
Freiheit strebenden Menschen. Die Hindeutung auf das
Pfingstmysterium im Johannes-Evangelium. Das Pfingstfest
als Symbolum für das menschliche Ringen nach Freiheit.
Freiheit
Michaelifest
(Rudolf Steiner)
Es
ist das Michaelfest, das Fest des Herbstbeginnes. Das
Bild des siegenden Michaels kann da sein: es lebt in
dem Menschen, der im Sommer liebend in die Natur aufgegangen
ist, der aber den Schwerpunkt seines Wesens verlieren
müsste, wenn er aus dem Verloren sein in der Natur
nicht aufsteigen könnte, zu dem Erkraften des eigenen
Geisteswesens.
Erzengel Michael
Weihnachten
(Rudolf Steiner)
Sehen
wir hin zunächst auf die Zeit, in welcher die Erde
sich in der so genannten Wintersonnenwende befindet,
im letzten Drittel vom Dezember nach unserer heutigen
Jahresrechnung. In dieser Zeit müssen wir in Bezug
auf diesen Atmungsvorgang die Erde so ansehen, wie wir
den Menschen ansehen bei seiner Lungenatmung, wenn er
eingeatmet hat, wenn er die Atemluft in sich hat und
sie in sich verarbeitet, wenn er also den Atem in sich
hält. So hat die Erde diejenigen Kräfte, in
Bezug auf die ich jetzt von Aus- und Einatmung spreche,
in sich. Sie hält sie, diese Kräfte, mit dem
Ende vom Dezember. Und was da mit der Erde geschieht,
kann ich Ihnen in der folgenden Weise schematisch aufzeichnen.
Denken wir uns, das (siehe Schema, rot) stellte die
Erde vor. Wir können in Bezug auf diese Atmung
nur immer einen Teil der Erde betrachten. Wir betrachten
denjenigen Teil, den wir selbst bewohnen; auf der entgegengesetzten
Seite der Erde liegen die Bedingungen ja eben entgegengesetzt.
Wir müssen uns die Atmung der Erde so vorstellen,
dass an einem Orte der Erde Ausatmung ist, am entgegengesetzten
Orte Einatmung, aber wir brauchen darauf heute keine
Rücksicht zu nehmen.
Wir
stellen uns vor die Dezemberzeit. Wir stellen uns vor
das, was ich hier als Gelbes einzeichne, als eben der
gehaltene Atem in unserer Gegend. Die Erde hat vollständig
eingeatmet; sie hält die Kräfte, von denen
ich eben gesprochen habe, in sich zusammen. In diesem
Augenblicke des Jahres ist die Erde so, dass man sagen
kann, sie hält ihr Seelisches in sich. Sie hat
ihr Seelisches ganz in sich gesogen, denn die Kräfte,
von denen ich gesprochen habe, die sind das Seelische
der Erde. Die Erde also hält mit Ende Dezember
ihr Seelisches ganz in sich. Sie hat es ganz aufgesogen,
so wie der Mensch, wenn er eingeatmet hat, die Luft
ganz in sich hält. Das ist die Zeit, in welche
mit Recht die Geburt Jesu gesetzt wird, weil da die
Erde gewissermassen im inneren Besitz ihrer gesamten
Seelenkraft ist. Und indem Jesus geboren wird in diesem
Zeitpunkte, wird er heraus geboren aus einer Erdenkraft,
die alles Erdenseelische in sich trägt. Und einen
tiefen Sinn haben in der Zeit des Mysteriums von Golgatha
die Eingeweihten, die, ich möchte sagen, der alten
Einweihung noch würdig waren, einen tiefen Sinn
haben diese Eingeweihten verbunden mit der Anschauung,
die sie ausgebildet haben von dem Fallen der Geburt
Jesu in diesen Zeitpunkt der irdischen Einatmung, des
irdischen Atemhaltens.
Diese Eingeweihten haben etwa das Folgende gesagt. Wenn
man in alten Tagen, da unsere Einweihungsstätten
gestanden haben innerhalb der chaldäischen, innerhalb
der ägyptischen Kultur von jener Wesenheit, die
das Hohe Sonnenwesen darstellt, sprach und man wissen
wollte, was dieses Hohe Sonnenwesen zu sagen hatte den
irdischen Menschen, dann bildete man sich über
diese Sprache des Hohen Sonnenwesens auf die folgende
Weise eine Ansicht. Man beobachtete das Sonnenlicht
in seiner Geistigkeit nicht direkt; man beobachtete
das Sonnenlicht in der Art, wie es vom Monde zurückgestrahlt
wird. Indem man den Blick hinauf wendete zum Monde,
sah man mit Hilfe des alten hellseherischen Seelenblickes
mit dem Heranfluten des Mondenlichtes die Offenbarung
des Geistes des Weltenalls. Und in einer mehr äusserlichen
Weise ergab sich der Sinn dieser Offenbarung, indem
man die Konstellation des Mondes in Bezug auf die Fixsternbilder
und in Bezug auf die Planeten beobachtete.
So beobachtete man denn in den chaldäischen und
namentlich in den ägyptischen Mysterien zur nächtlichen
Stunde den Stand der Sterne, namentlich in Bezug auf
das heranflutende Mondenlicht. Und geradeso wie der
Mensch aus den Buchstaben, die er auf seinem Papierblatt
hat, sich den Sinn desjenigen klar macht, was er lesen
will, so schaute man hin, wie Widder, Stier zum flutenden
Mondenlichte standen, wie Venus, wie die Sonne selber
und so weiter, zum flutenden Mondenlichte standen. Und
aus dem Verhältnis, wie die Sternbilder und Sterne
zueinander standen, namentlich wie sie orientiert wurden
durch das flutende Mondenlicht, las man ab, was der
Himmel der Erde zu sagen hatte. Man brachte das in Worte.
Und nach dem Sinne dessen, was da in Worte gebracht
wurde, suchten die alten Eingeweihten. Sie suchten,
was jenes Wesen, das später der Christus genannt
wurde, dem irdischen Menschen zu sagen hatte. Auf das
sahen jene alten Eingeweihten hin, was die Sterne im
Verhältnisse zum Monde dem irdischen Leben sagen
konnten. Aber nun, als das Mysterium von Golgatha herannahte,
da ging, möchte ich sagen, eine grosse geistig-seelische
Metamorphose durch alles Mysterienwesen. Da sagten die
Ältesten dieser Eingeweihten zu ihren Schülern:
Jetzt kommt eine Zeit, wo fortan nicht mehr die Sternkonstellationen
auf das flutende Mondenlicht bezogen werden dürfen.
Das Weltenall spricht anders zu den irdischen Menschen
in der Zukunft. Es muss das Licht der Sonne direkt beobachtet
werden. Wir müssen herüber wenden die geistigen
Erkennerblicke von den Offenbarungen des Mondes zu den
Offenbarungen der Sonne.
Was dazumal zuerst in den Mysterien Lehre wurde, das
machte einen gewaltigen Eindruck auf diejenigen Menschen,
die noch zu den Eingeweihten eben der älteren Zeiten
in der Epoche des Mysteriums von Golgatha zählten.
Und von diesem Gesichtspunkte aus beurteilten diese
Eingeweihten das Mysterium von Golgatha. Aber sie sagten:
Es muss etwas in das Erdengeschehen hereinfallen, was
diesen Übergang von dem Mondenhaften zu dem Sonnenhaften
bewirken kann. -Und so kamen sie auf die kosmische Bedeutung
der Geburt Jesu. Die Geburt Jesu sahen sie an als etwas,
was von der Erde aus den Impuls gab, fortan nicht mehr
den Mond zum universalen Regenten der Himmelserscheinungen
zu machen, sondern die Sonne selber. Aber das Ereignis,
das da hineinfällt, das muss besonderer Art sein
- so sagten sie sich. Und diese besondere Art ergab
sich ihnen durch das Folgende. Sie fingen an zu verstehen
den inneren Sinn dieses Erdengeschehens im letzten Drittel
vom Dezember. Sie fingen an zu verstehen den Sinn des
Erdengeschehens zu der Zeit, die wir jetzt die Weihnachtszeit
nennen. Sie sagten sich: Auf die Sonne muss alles bezogen
werden. Aber die Sonne kann auf die Erde nur Gewalt
ausüben, wenn die Erde ihre Kräfte ausgeatmet
hat. Zur Weihnachtszeit hat sie sie eingeatmet, hält
sie den Atem in sich. Wird da der Jesus geboren, so
wird er zu einer Zeit geboren, in der die Erde gewissermassen
nicht spricht mit den Himmeln, in der die Erde mit ihrem
Wesen ganz in sich selber zurückgezogen ist. Da
wird der Jesus in einer Zeit geboren, in der die Erde
einsam durch den kosmischen Raum hinrollt, ohne ihren
Atemzug hinaus zusenden, so dass dieser Atemzug durchwellt
werden könnte von der Sonnenkraft, von dem Sonnenlichte.
Die Erde hat gewissermassen ihr Seelisches in dieser
Zeit nicht dargeboten dem Kosmos; sie hat ihr Seelisches
in sich zurückgezogen, sie hat es in sich aufgesogen.
Der Jesus wird in einer Zeit auf der Erde geboren, in
der die Erde allein ist mit sich gegenüber dem
Kosmos. - Fühlen Sie dieses, ich möchte sagen,
kosmische Empfinden, das einer derartigen Berechnung
zugrunde liegt!