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Ostern
Rudolf Steiner (1861 - 1925)
Verfolgen wir jetzt die Erde weiter im Jahreslauf. Verfolgen wir die Erde bis in die Zeit, in der wir eben jetzt stehen. Verfolgen wir die Erde ungefähr bis zu der Zeit der Frühlingssonnenwende, bis zum Ende des März. Da müssen wir schematisch die Sache so zeichnen: Die Erde (siehe Schema, rot) hat eben ausgeatmet; die Seele ist noch halb in der Erde, aber die Erde hat die Seele ausgeatmet, die flutenden Seelenkräfte der Erde ergiessen sich in den Kosmos hinaus. Ist nun die Kraft des Christus-Impulses seit dem Dezember innig mit der Erde verbunden, mit dem Seelischen der Erde, dann finden wir jetzt, wie dieser Christus-Impuls mit dem hinausflutenden Seelischen die Erde zu umstrahlen beginnt (Pfeile).
Dem, was da als durch-christetes Erdenseelisches in den geistigen kosmischen Raum hinausströmt, dem muss aber jetzt begegnen die Kraft des Sonnenlichtes selber. Und die Vorstellung entsteht: Jetzt beginnt der Christus, der sich mit der Erde seelisch im Dezember zurückgezogen hat in das Erdeninnere, um isoliert zu sein von den kosmischen Einflüssen, mit der Ausatmung der Erde selber seine Kräfte hinausatmen zu lassen, sie hinzureichen zum Empfange des Sonnenhaften, das ihm entgegenstrahlt. Und wir erlangen eine richtige schematische Zeichnung, wenn wir nun das Sonnenhafte als dasjenige, was sich mit der von der Erde ausstrahlenden Christus-Kraft vereinigt, also zeichnen (gelb):
Der Christus beginnt mit dem Sonnenhaften zusammenzuwirken zur Osterzeit. Die Osterzeit fällt daher in die Zeit der Ausatmung der Erde. Aber es darf dasjenige, was da geschieht, nicht bezogen werden auf das zurückflutende Mondenlicht, sondern auf das Sonnenhafte.
Dem entstammt die Festlegung der Osterzeit am ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmonde, nach dem Vollmonde, der nach der Frühlingssonnenwende kommt. Und der Mensch müsste, solches empfindend, gegenüber der Osterzeit sagen: Habe ich mich mit der Kraft des Christus vereinigt, so flutet auch meine Seele mit der Ausatmungskraft der Erdenseele hinaus in die kosmischen Weiten und empfängt die Sonnenkraft, die der Christus von der Erde jetzt ebenso zuführt den Menschenseelen, wie er sie vor dem Mysterium von Golgatha diesen Menschenseelen vom Kosmos herein zugeführt hat.
Damit tritt aber noch etwas anderes ein. Wenn in denjenigen Zeiten, in denen das Wichtigste auf der Erde auf das flutende Mondenlicht bezogen wurde, Feste festgesetzt wurden, dann wurden sie rein festgesetzt nach dem, was man im Räume beobachten konnte: wie der Mond stand zu den Sternen. Man entzifferte den Sinn, den der Logos in den Raum hineingeschrieben hatte, um Feste festzusetzen. Wenn Sie sich die Festsetzung des Osterfestes, wie wir es jetzt haben, ansehen, so werden Sie sehen, die Raumesfestsetzung geht bis zu einem gewissen Punkte, bis zu dem Punkte, an dem man sagen kann: Es ist der Vollmond nach Frühlingsbeginn. - Bis daher alles raumhaft. Jetzt aber fällt man aus dem Raum heraus: Sonntag nach dem Frühlingsvollmond, Sonntag, wie er nicht räumlich festgesetzt wird, wie er im Zyklus des Jahreskreislaufes festgesetzt wird, wie sich im Zyklus der Wochentage immer folgen Saturntag, Sonntag, Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Saturntag und so weiter, immer im Kreislauf. Jetzt tritt man aus dem Raum heraus, indem man von der räumlichen Festsetzung der Mondenkonstellation zu dem reinen zeitlichen Verlaufe im Jahreszyklus der Sonntage übergeht.

Das war das weitere, das man in den alten Mysterien empfunden hat: dass die alten Feststellungen also auf den kosmischen Raum bezogen wurden und dass man mit dem Mysterium von Golgatha herausging aus dem kosmischen Raum in die Zeit, die selber nicht mehr auf den kosmischen Raum bezogen wurde. Man riss gewissermassen das, was man auf den Geist bezog, vom reinen Räumlichen hinweg. Es war ein gewaltiger Ruck der Menschheit nach dem Geiste.
 

Pfingsten

(Rudolf Steiner 1904)
Der Zusammenhang des Pfingstfestes mit dem Gang der Menschheitsentwickelung gemäss einem Manuskript der Vatikanischen Bibliothek und des Grafen von Saint-Germain. Die zwei grossen Weltanschauungsströmungen in der fünften Wurzelrasse: die ägyptischindisch-südeuropäische, beruhend auf der Intuition der Devas; die persisch-germanische, beruhend auf der Intuition der Asuras. Gegensatz dieser beiden Strömungen. Der Beginn der Reinkarnation des Menschen in der lemurischen Zeit und damit zusammenhängende Ereignisse. Der Sündenfall als Bedingung zum Erringen der Freiheit. Prometheus als Repräsentant des nach Freiheit strebenden Menschen. Die Hindeutung auf das Pfingstmysterium im Johannes-Evangelium. Das Pfingstfest als Symbolum für das menschliche Ringen nach Freiheit.
Freiheit

Michaelifest

(Rudolf Steiner)

Es ist das Michaelfest, das Fest des Herbstbeginnes. Das Bild des siegenden Michaels kann da sein: es lebt in dem Menschen, der im Sommer liebend in die Natur aufgegangen ist, der aber den Schwerpunkt seines Wesens verlieren müsste, wenn er aus dem Verloren sein in der Natur nicht aufsteigen könnte, zu dem Erkraften des eigenen Geisteswesens.

 
Erzengel Michael

Weihnachten

(Rudolf Steiner)
Sehen wir hin zunächst auf die Zeit, in welcher die Erde sich in der so genannten Wintersonnenwende befindet, im letzten Drittel vom Dezember nach unserer heutigen Jahresrechnung. In dieser Zeit müssen wir in Bezug auf diesen Atmungsvorgang die Erde so ansehen, wie wir den Menschen ansehen bei seiner Lungenatmung, wenn er eingeatmet hat, wenn er die Atemluft in sich hat und sie in sich verarbeitet, wenn er also den Atem in sich hält. So hat die Erde diejenigen Kräfte, in Bezug auf die ich jetzt von Aus- und Einatmung spreche, in sich. Sie hält sie, diese Kräfte, mit dem Ende vom Dezember. Und was da mit der Erde geschieht, kann ich Ihnen in der folgenden Weise schematisch aufzeichnen. Denken wir uns, das (siehe Schema, rot) stellte die Erde vor. Wir können in Bezug auf diese Atmung nur immer einen Teil der Erde betrachten. Wir betrachten denjenigen Teil, den wir selbst bewohnen; auf der entgegengesetzten Seite der Erde liegen die Bedingungen ja eben entgegengesetzt. Wir müssen uns die Atmung der Erde so vorstellen, dass an einem Orte der Erde Ausatmung ist, am entgegengesetzten Orte Einatmung, aber wir brauchen darauf heute keine Rücksicht zu nehmen.
Wir stellen uns vor die Dezemberzeit. Wir stellen uns vor das, was ich hier als Gelbes einzeichne, als eben der gehaltene Atem in unserer Gegend. Die Erde hat vollständig eingeatmet; sie hält die Kräfte, von denen ich eben gesprochen habe, in sich zusammen. In diesem Augenblicke des Jahres ist die Erde so, dass man sagen kann, sie hält ihr Seelisches in sich. Sie hat ihr Seelisches ganz in sich gesogen, denn die Kräfte, von denen ich gesprochen habe, die sind das Seelische der Erde. Die Erde also hält mit Ende Dezember ihr Seelisches ganz in sich. Sie hat es ganz aufgesogen, so wie der Mensch, wenn er eingeatmet hat, die Luft ganz in sich hält. Das ist die Zeit, in welche mit Recht die Geburt Jesu gesetzt wird, weil da die Erde gewissermassen im inneren Besitz ihrer gesamten Seelenkraft ist. Und indem Jesus geboren wird in diesem Zeitpunkte, wird er heraus geboren aus einer Erdenkraft, die alles Erdenseelische in sich trägt. Und einen tiefen Sinn haben in der Zeit des Mysteriums von Golgatha die Eingeweihten, die, ich möchte sagen, der alten Einweihung noch würdig waren, einen tiefen Sinn haben diese Eingeweihten verbunden mit der Anschauung, die sie ausgebildet haben von dem Fallen der Geburt Jesu in diesen Zeitpunkt der irdischen Einatmung, des irdischen Atemhaltens.
Diese Eingeweihten haben etwa das Folgende gesagt. Wenn man in alten Tagen, da unsere Einweihungsstätten gestanden haben innerhalb der chaldäischen, innerhalb der ägyptischen Kultur von jener Wesenheit, die das Hohe Sonnenwesen darstellt, sprach und man wissen wollte, was dieses Hohe Sonnenwesen zu sagen hatte den irdischen Menschen, dann bildete man sich über diese Sprache des Hohen Sonnenwesens auf die folgende Weise eine Ansicht. Man beobachtete das Sonnenlicht in seiner Geistigkeit nicht direkt; man beobachtete das Sonnenlicht in der Art, wie es vom Monde zurückgestrahlt wird. Indem man den Blick hinauf wendete zum Monde, sah man mit Hilfe des alten hellseherischen Seelenblickes mit dem Heranfluten des Mondenlichtes die Offenbarung des Geistes des Weltenalls. Und in einer mehr äusserlichen Weise ergab sich der Sinn dieser Offenbarung, indem man die Konstellation des Mondes in Bezug auf die Fixsternbilder und in Bezug auf die Planeten beobachtete.

So beobachtete man denn in den chaldäischen und namentlich in den ägyptischen Mysterien zur nächtlichen Stunde den Stand der Sterne, namentlich in Bezug auf das heranflutende Mondenlicht. Und geradeso wie der Mensch aus den Buchstaben, die er auf seinem Papierblatt hat, sich den Sinn desjenigen klar macht, was er lesen will, so schaute man hin, wie Widder, Stier zum flutenden Mondenlichte standen, wie Venus, wie die Sonne selber und so weiter, zum flutenden Mondenlichte standen. Und aus dem Verhältnis, wie die Sternbilder und Sterne zueinander standen, namentlich wie sie orientiert wurden durch das flutende Mondenlicht, las man ab, was der Himmel der Erde zu sagen hatte. Man brachte das in Worte. Und nach dem Sinne dessen, was da in Worte gebracht wurde, suchten die alten Eingeweihten. Sie suchten, was jenes Wesen, das später der Christus genannt wurde, dem irdischen Menschen zu sagen hatte. Auf das sahen jene alten Eingeweihten hin, was die Sterne im Verhältnisse zum Monde dem irdischen Leben sagen konnten. Aber nun, als das Mysterium von Golgatha herannahte, da ging, möchte ich sagen, eine grosse geistig-seelische Metamorphose durch alles Mysterienwesen. Da sagten die Ältesten dieser Eingeweihten zu ihren Schülern: Jetzt kommt eine Zeit, wo fortan nicht mehr die Sternkonstellationen auf das flutende Mondenlicht bezogen werden dürfen. Das Weltenall spricht anders zu den irdischen Menschen in der Zukunft. Es muss das Licht der Sonne direkt beobachtet werden. Wir müssen herüber wenden die geistigen Erkennerblicke von den Offenbarungen des Mondes zu den Offenbarungen der Sonne.

Was dazumal zuerst in den Mysterien Lehre wurde, das machte einen gewaltigen Eindruck auf diejenigen Menschen, die noch zu den Eingeweihten eben der älteren Zeiten in der Epoche des Mysteriums von Golgatha zählten. Und von diesem Gesichtspunkte aus beurteilten diese Eingeweihten das Mysterium von Golgatha. Aber sie sagten: Es muss etwas in das Erdengeschehen hereinfallen, was diesen Übergang von dem Mondenhaften zu dem Sonnenhaften bewirken kann. -Und so kamen sie auf die kosmische Bedeutung der Geburt Jesu. Die Geburt Jesu sahen sie an als etwas, was von der Erde aus den Impuls gab, fortan nicht mehr den Mond zum universalen Regenten der Himmelserscheinungen zu machen, sondern die Sonne selber. Aber das Ereignis, das da hineinfällt, das muss besonderer Art sein - so sagten sie sich. Und diese besondere Art ergab sich ihnen durch das Folgende. Sie fingen an zu verstehen den inneren Sinn dieses Erdengeschehens im letzten Drittel vom Dezember. Sie fingen an zu verstehen den Sinn des Erdengeschehens zu der Zeit, die wir jetzt die Weihnachtszeit nennen. Sie sagten sich: Auf die Sonne muss alles bezogen werden. Aber die Sonne kann auf die Erde nur Gewalt ausüben, wenn die Erde ihre Kräfte ausgeatmet hat. Zur Weihnachtszeit hat sie sie eingeatmet, hält sie den Atem in sich. Wird da der Jesus geboren, so wird er zu einer Zeit geboren, in der die Erde gewissermassen nicht spricht mit den Himmeln, in der die Erde mit ihrem Wesen ganz in sich selber zurückgezogen ist. Da wird der Jesus in einer Zeit geboren, in der die Erde einsam durch den kosmischen Raum hinrollt, ohne ihren Atemzug hinaus zusenden, so dass dieser Atemzug durchwellt werden könnte von der Sonnenkraft, von dem Sonnenlichte. Die Erde hat gewissermassen ihr Seelisches in dieser Zeit nicht dargeboten dem Kosmos; sie hat ihr Seelisches in sich zurückgezogen, sie hat es in sich aufgesogen. Der Jesus wird in einer Zeit auf der Erde geboren, in der die Erde allein ist mit sich gegenüber dem Kosmos. - Fühlen Sie dieses, ich möchte sagen, kosmische Empfinden, das einer derartigen Berechnung zugrunde liegt!
 
Weihnachten
Weisheit